Alles bleibt neu. Alles bewegt sich. Das Ziel ist nicht ganz klar, aber die Sonne scheint und mein Kopf ist voller guter Ideen und Euphorie. Bis heute bin ich immer noch ohne Vermieter und genieße es fast jeden Tag. Ja, nur fast. Aber wenn ich vergleiche, wie oft es mich gestört hat, an einen Ort gebunden zu sein und eine feste Wohnung mit fester monatlicher Rechnung zu haben, dann bin ich im Moment wesentlich besser dran.

Oft werde ich gefragt, wo ich wohne und da ich nicht lügen kann, führt die Antwort »Überall und Nirgendwo« unweigerlich dazu, dass ich die volle Erklärung liefern muss... auch wenn ich gerade mal keine Lust darauf habe. Denn das ist für mich keine leichte Aufgabe. Es fällt mir schwer zu beantworten, warum ich das mache, weil ich es manchmal selbst nicht weiß. Oft mache ich Dinge, weil ich mal wissen will wie das ist, und nicht weil das Sinn macht.

Was diese Freiheit, die ich jetzt fühle für mich bedeutet, zeigt dieses Wochenende sehr deutlich.

Es fing am Donnerstag an. Da saß ich mit meinem neuen Kollegen D. im Büro. Mein neuer Kollege D. hat einen sehr ähnlichen Musik-Geschmack und seit er da ist, läuft in unserem Zweier-Büro-Raum der heißeste Scheiss – z.B. Fat Freddy‘s Drop. Und ich dachte mir »Ulai, wär das krass die ma Live zu sehen!« (Jepp, meine Gedanken sin Hessisch). Nächster Gedanke: Ach das wird eh nichts, weil die Gelegenheit ist so selten und bis ich Zuhause bin habe ich verpeilt dass ich nachschauen muss, wann und wo die spielen usw.

Mein »Zuhause« ist an diesem Abend die Wohnung meiner lieben Freundin B., die ich nutzen kann während sie einige Tage unterwegs ist. Da bekomme ich eine Email von einem Online-Dienst bei dem ich mir einen längst vergessenen Account geklickt habe. Dieser Dienst hat damals meinen Musik-Streaming-Dienst analysiert und versprochen mich zu informieren, wenn meine Lieblings-Künstler in der Nähe ein Konzert geben. Und da stand in der Email: Fat Freddy‘s Drop spielt morgen Köln. :)

Also habe ich gleich mal meine Kölner connection S. gefragt, ob wir zusammen hingehen und ob ich bei ihr übernachten kann. Sie sagt, sie kann nicht, weil sie an dem Abend beim Umzug helfen muss. Aber die B. bei der ich wohne, hat einen Transporter vor der Tür stehen, den ich mitbenutzen kann, wenn sie ihn nicht braucht. Also kann ich am selben Tag noch meinen Rucksack in den Transporter schmeissen, zu S. fahren, auf ein unfassbar schönes Konzert von Fat Freddy‘s Drop gehen, um am nächsten Tag mit Transporter beim Umzug zu helfen. Und ich kann das an einem Freitag mittag starten, weil ich Freitags, dekadent wie ich bin, nicht arbeite. Und das kann ich mir wiederum leisten in dem ich an anderen stellen Spare. Zum Beispiel an einer Miete die mich an einen festen Ort binden würde.

An diesen schönen Tagen besteht mein Leben aus Win-Win-Win...-Win Situationen. So soll es bitte weitergehen.

Live is good. Life ebenfalls.


PS: Ich bin eine weitere Nacht in Köln geblieben. Heute gehts zurück in meine Erst-Heimat nach Gießen. In ein paar Tagen starte ich dann in Mainz eine etwas andere Wohnsituation.