Ich habe mir ein Longboard gekauft. 95cm Lang, zwei Achsen, vier Rollen und unfassbar schön.

Ab und zu schreibe und spreche ich über das Thema »Reduziert leben«. Heute geht’s um meine kindliche Freude über ein materielles Ding. Eine Freude, wie damals zu Weihnachten, als ich mit einem Schlagzeug im Keller überrascht wurde.

Abends steht das Board neben meinem Bett. Morgens denke ich »Wie schön es aussieht! Ich will fahren!!! Ich will fahren!!! Hoffentlich regnet’s heute nicht!«. Ich weiß jetzt wie sich Hunde fühlen, kurz bevor sie draussen über die Wiese rennen dürfen.

Und ganz nebenbei hat mir sogar der Einkauf spaß gemacht, was ja sonst garnicht so mein Ding ist. Aber zurück zum Anfang…

Zu Beginn des Oktobers entdeckte ich diesen ungenutzten kleinen Cruiser im Keller.

Klein und leicht; gut für den Alltag. Seine Besitzerin war weit weg und er sah einsam aus, also habe ich ihn in mein Auto gelegt um ab und zu mal zum Zeitvertreib damit durch die Gegend zu stolpern, wenn keiner guckt. Das sah das genau so wackelig und unbeholfen aus, wie ihr es euch gerade vorstellt.

Zwei Wochen und drei stürze später hat’s mich gepackt. Ein paar Lebensumstände haben mir den rest gegeben und ich brauchte schnell ein Hobby, das mich auspowert. Also habe ich mir jeden Kilometer reingeprügelt. Kein Bus mehr, keine Strassenbahn mehr. Nur noch Holz. Das war nicht immer angenehm, aber ich hatte einen spürbaren Lern-Fortschritt.

Ende Oktober stand ich in Mainz in einem Laden mit dem schönen Namen asphaltinstrumente. Ein Raum randvoll mit Boards. Ein weiterer Raum mit Klamotten, Accessoires und einer einzigen kleinen Plattenkiste mit all den Platten die ich gerade rauf und runter höre. Dort habe an einem Langen Wochenende ein Board für 5€/Tag gemietet. Das ist super praktisch, weil man so auch die verschiedenen Schnitte der Bretter ausprobieren kann.

Ich habe unheimlich viel gelernt in meinen zweieinhalb Besuchen dort. Mein Vorwissen und meine Skills liegen bei ungefähr null. Skateboards haben mich schon immer fasziniert, aber aus Angst vor gebrochenen Knochen hab ich’s in meiner Jugend höchstens zu einem 1,5cm-Ollie gebracht.

Erst an dem Tag an dem ich es gekauft habe, habe ich kapiert, dass das Board, was ich dann haben wollte, in der Werkstatt hinter dem Shop produziert wird und derjenige der’s mir für meine Bedürfnisse passend zusammengeschraubt hat auch Mitgründer der Longboardmanufaktur olson&hekmati ist. Die Werkstatt habe ich mir dann natürlich auch anschauen wollen.

Nun habe ich nicht nur optisch eines der schönsten Boards, die ich beim digitalen Kataloge wälzen finden konnte, ich habe auch noch ein Mainzer Board! Umso besser :) Seit dem Kauf bin ich jeden Tag gefahren, auch wenn das Wetter und meine Muskeln dagegen waren. Wie war das mit der Definition von Sucht? Wenn’s mir schadet, dann ist’s eine, oder? :P

PS: Ich will Autofreie Sonntage zurück!