Im vorherigen Artikel ging es um meine Definition von Urlaub. Nun soll es um Prag selbst gehen. Ich will ein paar Tipps und Erfahrungen weitergeben, was die Stadt Prag betrifft. Der Artikel richtet sich also an diejenigen, die ihre fahrt dorthin noch vor sich haben.

Vorweg: Ich habe die Zeit dort sehr genossen. Die Straßen in groben Asphalt. Die Häuser Liebevoll verziert, mächtig und elegant. Ich bin ja als Deutscher ohnehin immer schon beeindruckt, wenn ich eine große Stadt sehe, die nicht irgendwann zerbombt wurde.

Die Fahrt

Wir sind mit dem Zug nach Nürnberg und von dort mit einem Doppeldecker-Bus der DB direkt nach Prag. Glücksgriff. Das Buchungssystem hat entschieden, dass wir oben ganz vorne an der Scheibe sitzen sollten. Ich habe das reisen mit dem Bus in letzter Zeit immer wieder mal empfohlen bekommen. Ich finde es angenehm, und sehe da keinen großen Unterschied zum Reisen mit dem Zug. Nur trampen ist schöner :)

Die Hostels

Wir waren in den fünf Tangen in drei unterschiedlichen Hostels. Gebucht haben wir Zimmer zwischen vier und 16 Betten. Egal wie es um meine Finanzielle Lage steht, könnte ich mir im Moment noch nicht vorstellen auf Dauer in ein Hotel zu gehen. So alt fühl' ich mich noch nicht. Abgesehen von dem eincheck-auscheck-Prozedere mag ich das so. Alle Hostels hatten Macken, aber dennoch waren alle Hostels mehr als ich erwartet habe. Vor allem was die Bäder betrifft, war ich bei allen drei sehr überrascht. Im Vergleich zu meinen vergangenen Erfahrungen in England liegen Welten dazwischen. Wir haben im Durchschnitt übrigens ca. 15€ pro nacht bezahlt (Frühstück nicht mit eingerechnet).

Das »Mosaic Hostel«

ist eigentlich Konzert-/Partylocation, Sportsbar, Café und Hostel in einem. Sehr schön das alles und auch wenn man einfach nur seine Ruhe haben will geht das (ab dem dritten Stockwerk) ganz gut. Was genervt hat: die Heizung hat die Nacht über auf 24° gepumpt und ließ sich nicht runter regeln.

Das Frühstücksbüffet dort war okay. Nichts besonderes aber auch nichts was fehlte.

Das »Santini Hostel«

war etwas verrückt. Viel Marmor, Gold-Schilder an Türen und Wänden, Teppich über die Mamortreppe gespannt. Auch das komplette Bad von oben bis unten Mamor. Hässlich wie Mamor nun mal ist, aber interessant mal in so einem Ding zu landen in das eigentlich nie gehen würde. Unser Vierer-Zimmer hatten wir für uns, was allein schon deshalb ein Grund zum feiern ist, da man nur noch jeweils einem Schnarcher wachgehalten werden kann :)

Das Frühstück war inklusive, sah aber auch danach aus. Zwei Müsli-Sorten, Café, Tee und ein in Zellophan gewickeltes belegtes Brötchen (pro Person), das man an der Rezeption in die Hand gedrückt bekommt.

Das »Miss Sophies«

war mein Favorit. Schöne große Duschen wie in allen Hostels. Bei unserem ersten Besuch hat man einen Fehler im Buchungssystem gemacht, wodurch bei unserer Ankunft alle normalen Gemeinschaftsräume belegt waren. Man hat uns dann also eines der Hotel-Zweier-Zimmer gegeben... Wir haben uns nicht gewährt :). Beim zweiten Besuch, war es das selbe Spiel wie im Santini Hostel: Vierer-Zimmer gebucht, Vierer-Zimmer für uns gehabt.

Das Frühstück hier hat alles überboten, was ich mir bisher in Hostels und ähnlichen Einrichtungen habe auftischen lassen. Allein dafür hat sich's gelohnt.

Zurück zur Stadt...

Die Preise

Ostblock halt... alles recht günstig aus Sicht von uns reichen Deutschen. Insgesamt hat der Urlaub 260€ pro Person gekostet. Dafür dass wir nicht sonderlich bedacht darauf waren sparsam zu sein, und uns täglich äusserst lecker haben bewirten lassen, hat mich die Endsumme dann doch ziemlich überrascht.

Das Essen

Zweitliebstes Gericht der Tschechen: Braten & Knödel mit Preiselbeeren in einer cremigen Soße. Mehr kann ich dazu nicht sagen - mit Essen kenne ich mich ja keinen Meter aus. Ich habe mir dieses Gericht in einer Tschechischen Brauerei bringen lassen, und es war die beste Portion Knödel die ich je verputzt habe. Fühlte sich an, als habe ich all die Familienfeiern bei meiner Oma nur auf diesen Moment hingearbeitet :)

Die Musik

In den Cafes lief genau meine Musik - ich dachte zwischenzeitlich sie hätten das Spotify Radio von DerZyklop laufen. Ich muss mich also fragen: Werde ich Mainstream? Oder wird Mainstream ich? Oder hat Prag einfach ausnahmsweise einen okayen Musikgeschmack, so wie England und Berlin?

Die Museen

Der berliner Journalist und Autor Markus Kavka hat irgendwas mit Prag am Hut... als elishes mich dann in das Museum geschleppt hat, stellte ich fest dass es um irgendeinen Kafka geht, dessen Bücher zu lesen ich mir wesentlich weniger vorstellen kann. Blödes Museum.

Zum Glück waren wir noch im Museum des Tschechischen Jugendstil-Künstlers Mucha. Und der hat echt was auf'm Kasten gehabt. Recht kleines Museum, aber wenn man seine Notizbücher lieber unliniert mag, dann kann man sich das mal anschauen.

Die Autos

Das einzige was mich wirklich gestört hat war der Gestank der Autoabgase. Das war wirklich nicht mehr angenehm, wenn die Straße mehr als zwei Surfen hatte. Dabei ist mir aufgefallen, dass es dort keine Feinstaub-Plaketten oder ähnliches gibt. Ich dachte bisher das wäre etwas Europäisches? Scheinbar nicht. Ich könnte mir jedenfalls nun vorstellen dass das mit dem Feinstaub also nicht nur in irgendwelchen Statistiken etwas bewirkt hat.

Die Nationalitäten

Viele Deutsche, Franzosen, Italiener, Spanier, Russen, Engländer. Aber in welcher großen Europäischen Stadt ist das anders? Traurig finde ich es erst dann, wenn man im Restaurant eines völlig anderen Landes auf Deutsch bedient wird. Aber da kann man nichts machen, außer diese Einrichtungen meiden.

Die Massen

Es waren überraschend viele Touristen in der Stadt. Für mich war es gerade so okay. Kann mir aber nicht vorstellen im Sommer dort zu sein.

Die Stadtführung

Ja... Standführung. Standführungen sind für mich ja von Natur aus weit einschläfernder als eine gute Mathematik-Vorlesung im Hörsaal. Ich hätte mir ja nicht vorstellen können, dass man so etwas interessant gestalten könnte. Der Prager Theater-Therapie-Student (?!) namens Karel, der uns die dreistündige Führung gegeben hat, hat mich vom Gegenteil Überzeugt.

Drei Stunden! Ich dachte ich bleibe so lange dabei bis mir die Kälte und der Wind an diesem Tag zu ungemütlich wird. Am Ende ist mir zwar alles was mit der Luft in Berührung kam abgefroren, aber das war es Wert.

Wer das machen will, hält Ausschau nach der »Free Tour Europe« (Die Leute mit den roten Regenschirmen) und fragt vielleicht sogar mal nach »Karel«. »Free« heißt hier übrigens »Zahl am Ende soviel wie es dir Wert war«. Bestes Bezahl-Model! In digitalen Welten schon recht verbreitet. In analogen.. geht so.

Eine Stadtführung sollte man in Prag auf jeden fall mitmachen, und am besten schon gleich am Anfang.

Eine Hand voll Fotos findet ihr bei 500px.
So – mehr fällt mir im Moment nicht ein. Aber wenn ihr noch Fragen habt, findet ihr mich im Internet :)